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Bloody stubborn Part 8

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Thyme-Sprite's avatar
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    Geschichten

    Tess hatte es sich an dem Tisch bequem gemacht und ihre Wange ruhte nun in ihrer Hand, die sie auf dem harten Holz aufgestützt hatte. Es war bequem so und der Ausblick…

    „Wie soll ich fortfahren?“, ertönte eine Frage, die Tess aus ihren Tagträumen riss und sie fragte überrascht, „Huh?!“

    Ihr gegenüber runzelte Fenris missbilligend die Stirn, dann wiederholte er seine Frage, jedes Wort einzeln betonend: „Wie soll ich fortfahren, Hawke?“

    „Um…“, schürzte sie ein wenig ratlos die Lippen und meinte dann aus einer Laune heraus: „Der Mabari tanzt im ausgetrockneten Flussbett.“

    Als sie den Satz begonnen hatte, da war Fenris‘ Hand bereits wieder zu dem schon unzählige Male abgeschabten Pergament gewandert, die Feder in festem, aber geschicktem Griff…doch als er den Rest ihres Diktats hörte, hielt er den Federkiel ärgerlich noch eine Spur fester, achtete aber trotz seines vernichtenden Blickes darauf, keine Tinte zu verkleckern. Der Mann war ihr ein Rätsel. Er meckerte nicht einmal, er sah sie nur vorwurfsvoll aus diesen grünen Augen an und so ergänzte Tess: „Und dann schreibst du noch „Er forderte seinen Freund zum Tanz auf, doch Anders schlief lieber.“ Und dann…“

    „Nein.“, erwiderte Fenris kalt und legte den Kiel nun endgültig beiseite, ehe er sich schwungvoll erhob. Er ging ein paar Schritte auf und ab, warf ihr immer wieder wütende Blicke zu, schwieg aber. Lange würde sie sich das nicht bieten lassen, aber solange sie ihm zusehen konnte, sah, wie seine kräftigen Beine ihn von einer Seite des Zimmers zur anderen trugen, wie seine Finger sich verkrampften und wieder entspannten, würde sie noch ein wenig schmachten, nur ein bisschen noch. Tess stellte sich ohne ihr Zutun vor, wie eben diese Finger sich in ihr kurzes Haar graben würden, um ihren Kopf in ihren Nacken zu ziehen, wie seine Lippen, jetzt nur ein schmaler Strich, auf den ihren weich würden… und zuckte heftig zusammen als sie sich diese Tagträume wieder einmal verbot.

    Erfolglos natürlich, aber das musste ja keiner wissen.

    Vermutlich standen sie ihr dennoch ins Gesicht geschrieben, denn sie fühlte ihre Wangen glühen und außerdem starrte Fenris sie an. Für einen Moment fand sie keine Worte, sondern sah ihm einfach in seine Augen, erwiderte seinen Blick, der sich unter dem ihren veränderte, weicher wurde und wärmer. Dann jedoch wieder mit plötzlicher Kälte gefüllt wurde, einem Windstoß gleich, der Schnee zur Tür hereinfegte.

    „Du machst dich über mich lustig.“, sagte Fenris dann barsch und starrte sie zwar immer noch an, aber jede Wärme war fort. Entnervt schnaubte Tess und warf die Hände in die Luft: „Ja, na und? Es würde dich nicht umbringen, mal zu lächeln, weißt du?“

    Fenris‘ Augen wurden noch schmäler als sie es ohnehin schon gewesen waren, da erhob Tess sich von dem unbequemen Stuhl, auf den sie sich gelümmelt hatte, und obwohl sie wütend war, atmete sie durch. Verdammt, es ging ihr auf die Nerven, dass sie Fenris nach mittlerweile mehr als einem Jahr nach ihrer einzigen gemeinsamen Nacht immer noch wollte. Was kein Problem gewesen wäre, wenn er auch nur ansatzweise interessiert gewesen wäre, aber das war aussichtslos. Und genau deshalb hatte es keinen Sinn sich zu streiten, zumindest nicht darüber.

    Über alles andere stritt sie noch immer liebend gern mit ihm, denn es lenkte sie davon ab, dass außer Wut nichts zwischen ihnen war.

    Als sie in seine Augen sah und sich daran erinnerte, wie er es in einer ihrer ersten Übungsstunden geschafft hatte, sich schwarze Tinte auf seine Nase zu schmieren, musste Tess lächeln, doch es war bitter, denn selbst diese Lesestunden hatten sie beide gerade einmal dazu befähigt, zumindest annähernd normal miteinander umzugehen, jedenfalls hin und wieder, aber bei weitem nicht gerade häufig. Zeit, sie zu beenden.

    „Außerdem ärgere ich dich gern mal ein bisschen, das solltest du schon wissen. Wie du auch schon wissen solltest, dass du bereits lesen und schreiben kannst, Fenris. Du brauchst mich nicht mehr dafür.“

    Für gar nichts brauchte er sie, wie Tess sich bitter bewusst machte, aber sie hielt ihr Lächeln trotzdem aufrecht, auch wenn es heute schwieriger war als sonst.

    Er runzelte die Stirn, diesmal mehr in Verwirrung als im Zorn und Tess kicherte.

    „Du bist mittlerweile sogar richtig gut im Lesen.“, verriet sie Fenris dann, der langsam seine Augen abwandte, fast als wäre es ihm peinlich, dass sie ihn lobte. Verdammt, es war ihm peinlich.

    Tess konnte nicht anders als leise zu lachen, sobald sie das erkannte und sofort war wieder dieses wütende Funkeln in seinen Augen, aber bevor er etwas sagen konnte, kam sie ihm zuvor: „Das einzige, was du jetzt noch brauchst, ist Übung. Deshalb habe ich dir etwas mitgebracht.“

    Tess sah sein misstrauisches Stirnrunzeln, musste aber gerade deshalb grinsen. Was erwartete er denn, einen Feuerball direkt ins Gesicht? Kopfschüttelnd griff sie in ihre Tasche und holte das Geschenk für ihn hervor, das sie erst heute Morgen in ein grobes Tuch gewickelt hatte.

    „Hier, für dich.“, erklärte sie Fenris, der sie ungläubig anstarrte, aber keinerlei Anstalten machte, das kleine Geschenk auch anzunehmen.

    „Fenris, es wird dich nicht anspringen und auffressen, keine Sorge.“, scherzte Tess kichernd, aber als er nach wie vor blinzelnd auf ihre ausgestreckte Hand starrte, wurde es ihr zu blöd. Schnaubend stapfte sie zu Fenris, dann drückte sie den Gegenstand kraftvoll gegen seine Brust, wo er mit einem dumpfen Laut auf das Leinen seiner Tunika traf.

    „Nimm es endlich, verdammt.“, flüsterte Tess harsch und langsam, ganz langsam, als fürchtete er immer noch, das Ding würde ihn beißen oder verhexen, nahm Fenris ihr kleines Geschenk entgegen und starrte es lange Sekunden an.

    „Was?!“, murrte Tess und er sah auf in ihr Gesicht, ein Ausdruck in seinen Augen, den sie nicht zuordnen konnte, der ihre Wut aber bloß schürte, „Was stimmt jetzt schon wieder nicht? Du machst mich wahnsinnig, weißt du das eigentlich?!“

    Ein schmales, reumütiges Lächeln glitt über seine Lippen, doch es verschwand ebenso schnell, wie es gekommen war, als er tonlos erwiderte, „Sklaven werden keine Geschenke gemacht. Und flüchtenden Sklaven erst recht nicht.“

    „Oh…“, machte Tess, wenig intelligent, wie sie fand, dann aber runzelte sie wütend die Stirn, „Du bist kein Sklave, sondern ein freier Mann.“

    Langsam nickte Fenris, bedächtig und zögerlich, da schickte Tess grinsend nach: „Das bedeutet, dass du dich auch mit all dem lästigen Zeug herumschlagen musst, das Freiheit so mit sich bringt. Seltsame Geschenke etwa.“

    Wieder zeigte Fenris ihr dieses kleine, kaum sichtbare Lächeln, aber Tess‘ Herz schlug trotzdem schneller. Missmutig biss sie sich auf ihre Unterlippe, denn so konnte das ja nie was werden, wenn jede noch so kleine Geste von ihm sie an diese Nacht erinnerte, aber es war so, nichts zu machen.

    Fenris neigte seinen Kopf, eine leichte Geste, die Tess mittlerweile seiner Neugier zuordnen konnte, dann wickelte er den Gegenstand aus dem groben Tuch…und blinzelte überrascht, als er ihn sah.

    „Was ist das?“, murmelte er leise und Tess scherzte, „Du kannst den Titel lesen, also sag‘ du’s mir!“

    „Das Buch von Shartan…“, flüsterte Fenris leise und strich behutsam über den dunklen, ledernen Einband, auf dem der Titel eingeprägt worden war, „Woher…?“

    „Ich habe es auf dem Markt gefunden.“, erwiderte Tess mit einem Schulterzucken und tat dabei so, als hätte sie sich nicht gerade vorgestellt, seine Finger wären statt über den Bucheinband derart zärtlich über ihre Schultern gewandert, „Und da dachte ich…keine Ahnung, ich dachte einfach, seine Geschichte würde dich interessieren, da er versucht hat, dein Volk zu befreien. Außerdem…ist es ein Buch.“

    Als sie das gesagt hatte, biss sie sich auf die Zunge, denn das klang wahrlich dämlich.

    „Das ist es wohl.“, gab Fenris amüsiert zu, sah ihr dann jedoch in die Augen und sprach voller Ernst, „Danke, Hawke.“

    „Gern.“, grummelte Tess hervor und wandte sich zur Tür, „Ich…geh dann mal.“

    Fenris nickte bloß abwesend und machte es sich vor dem Kamin bequem, direkt am Boden, wo er sofort das Buch aufschlug und zu lesen begann. Mit hochgezogenen Augenbrauen stand Tess da und starrte ihn an, konnte nicht anders, als ihn anzuschmachten, während er Shartans Worte verschlang. Sie sah genau, wie er bei einigen Worten stockte, sie nochmals lesen musste und dabei das Gesicht verzog, zu ungeduldig mit sich selbst, weil er die Kunst des Lesens nach wenigen Monaten des Unterrichts noch nicht perfektioniert hatte und lesen konnte wie ein alter Scholar. Tess‘ Blick wurde auf Fenris‘ Mund gelenkt, als er umblätterte und sich dabei voller Konzentration die Lippen leckte. Ob er das überhaupt mitbekam?

    Vermutlich nicht, entschied sie mit einem schiefen Grinsen und lehnte sich an den Türrahmen, um ihm noch ein paar Minuten zuzusehen, wie er vollkommen in dem Buch versunken las, das sie ihm soeben zum Geschenk gemacht hatte. Sie war sich vollkommen sicher, dass er keine Ahnung davon hatte, ob sie sein Anwesen bereits verlassen hatte oder nicht, zu sehr war er damit beschäftigt, Shartans Geschichte zu folgen.

    Lächelnd drehte Tess sich um und verließ auf leisen Sohlen das Haus. Ihr Herz war schwer, aber wenigstens war Fenris glücklich.

Fragt mich nicht, wie diese Lesestunde zustandegekommen ist, ursprünglich war sie gar nicht geplant. ;)

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Comments15
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magicdrusilla's avatar
Hey, das war wieder echt super :hooray:
Das ist eine Nachhilfestunde ganz nach meinem Geschmack, wie hat Tess es überhaupt fertig gebracht ihm etwas beizubringen, neben dem ganzen Schmachten???
Du hast ja quasi gar keine andere Wahl, als den Assassine an Bord zu holen, damit Mister Grumpy mal endlich aus seinem Dornröschenschlaft aufwacht…
:squee: freue mich schon so darauf, dass von dir zu lesen…es war, nein ist, eine meiner absoluten Lieblingsszenen im Spiel. Go Zev :happybounce: